Juli 20 2022
Sportliche Frau isst Jogurt

Der Protein-Trick der Lebensmittelindustrie

High-Protein-Lebensmittel sind in unseren Supermärkten verstärkt auf dem Vormarsch. Doch was steckt dahinter?Sind sie wirklich gesünder als ihre herkömmlichen Variante? Die VSZ erklärt Ihnen, was es mit dieser Kennzeichnung auf sich hat.

Seit ein paar Jahren sind in den Supermärkten vermehrt Milchprodukte mit dem Zusatz “High Protein” zu sehen. Eiweiße, ein anderes Wort für Proteine, haben ein gutes Image und sind ein wichtiger Energielieferant und Baustoff für unseren Körper, wie beispielsweise für den Muskelaufbau. Und genau bei diesem Punkt setzt die Lebensmittelindustrie an.

Im Fokus steht bei diesen Produkten eine sportliche Lebenseinstellung und die Zielgruppe ist ausgerichtet auf Sportler. Doch mittlerweile werden immer mehr gesundheitsbewusste Menschen angesprochen. Denn nicht nur durch Milchprodukte, sondern auch bei vielen anderen Lebensmitteln ist dieser Trend bemerkbar.

 

Braucht man diese Produkte?

Ein Marktcheck des Portals Lebensmittelklarheit deckte auf, dass einige Produkte, die mit hohem Proteingehalt werben, nicht viel proteinreicher sind als vergleichbare Lebensmittel. Für einen Großteil der Bevölkerung sind Extra-Proteine nicht notwendig. Eine normale und gesunde Ernährung ist ausreichend. Joghurt, Quark oder Frischkäse enthalten von Natur aus schon viel und ausreichend Protein.

Der Preis der Proteinprodukte ist auch deutlich höher. Manche kosten dreimal so viel wie konventionelle Milchprodukte.  Doch ist dieser Preis gerechtfertigt? Nein. Denn bei der Herstellung unterscheiden sich die Proteinprodukte kaum von vergleichbaren Lebensmitteln. Ihr Eiweißgehalt wird meistens dadurch erhöht, dass Hersteller Milch- oder Eiprotein zusetzen, um gesetzlich in Ordnung zu sein.

 

Proteinreich vs. Proteinquelle: Kennen Sie den Unterschied?

Laut der europäischen Health-Claims-Verordnung müssen Lebensmittel gewisse Anforderungen erfüllen, damit die Hersteller mit „Proteinreich“ oder „Proteinquelle“ werben dürfen. Die EU-Richtlinien geben einen Mindestgehalt an Protein vor. Immer bezogen auf die Kalorien darf “Proteinquelle” erst ab 12 % verwendet werden, während “proteinreich” einen Gehalt von 20 % benötigt. Doch viele Verbraucher kennen diesen feinen Unterschied gar nicht.

Die Lebensmittelindustrie macht sich dieses Unwissen zunutze. Viele High-Protein-Produkte haben weniger Protein als manche herkömmlichen Milchprodukte ohne Werbespruch auf der Verpackung.

 

Die Werbung macht’s

Warum sich die teuren Proteinprodukte trotzdem so gut verkaufen, liegt vor allem am Marketing. Dunkle Farben, ein großes „High Protein“ und ein Aufdruck der Proteinmenge suggerieren ein gesundes Fitness-Produkt. Auch in der Fernsehwerbung wird verstärkt auf den sportlichen Aspekt gesetzt. Das Marketing hat eine neue Zielgruppe entdeckt: die Gesundheitsbewussten.

Es herrscht ein großes Angebot an Protein-Lebensmitteln und das betrifft, wie gesagt, nicht nur Milchprodukte. Doch lassen Sie sich nicht von der Verpackung blenden. Vergleichen Sie vor dem Kauf die Nährwerttabellen. Eine proteinreiche Ernährung kann auch durch klassische Milchprodukte erreicht werden und so sparen Sie dazu noch Geld.

 

Quelle: Verbraucherschutz Bundesverband

 

 

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