Seit Jahren kennt der Strompreis fast nur eine Richtung: und die geht aufwärts. Warum das so ist und welche Möglichkeiten der Verbraucher hat, sagt Ihnen die Verbraucherschutzzentrale.
Seit 2007 ist der Strom- und Gasmarkt liberalisiert, d.h. jeder Verbraucher kann sich seinen eigenen Energieanbieter auswählen. Vor der Liberalisierung sicherten die Interkommunalen die Verteilung von Strom und Gas auf ihrem Gebiet und stellten dies in Rechnung. Electrabel produzierte den Hauptstrom, transportierte diesen durchs Land und zu den Privatpersonen in Zusammenarbeit mit den Interkommunalen. Eine ähnliche Situation gab es für die Gaslieferung.
Seit 2007 besteht der Energiemarkt aus unterschiedlichen Akteuren mit unterschiedlichen Aufgaben: Es gibt die Hersteller, die Transportnetzbetreiber, die Lieferanten und die Verteilernetzbetreiber. Zudem gibt es sogenannte Kontrollmechanismen, die den Markt überwachen und prüfen.
Um seine eigene Energierechnung besser zu verstehen, ist es wichtig, einen Blick auf die verschiedenen Akteure zu werfen. Die Energierechnung ist in folgende Elemente gegliedert: die Energie und die Kosten für den Strom, die Netzkosten (Verteilung und Transport) und die Zuschläge (Steuern).
Nur der Schwerpunkt „Energie“ unterliegt der Konkurrenz. Die Netzkosten und Zuschläge bleiben dieselben, egal welcher Anbieter ausgewählt wurde. Und genau hier haben sich die verschiedenen Elemente der Rechnung im Laufe der Zeit unterschiedlich entwickelt.
So haben sich die Kosten für Transport und Verteilung von 2009 bis 2016 nahezu verdoppelt.
Auch die Mehrwertsteuer hat im Laufe der Zeit einige Schwankungen erlebt. Im April 2014 wurde die Mehrwertsteuer von 21 % auf 6 % herabgesetzt und im September 2016 wieder auf 21 % erhöht.
Ein weiteres Element ist die Wahl zwischen einem festen oder einem variablen Energiepreis. Bei den festen Preisen wird der reine Energiepreis während der Vertragsdauer nicht verändert, während bei der variablen Wahl der Energiepreis monatlichen Veränderungen unterliegen kann.
Was sind die eigentlichen Gründe für den Anstieg?
Die wallonische Regulierungsbehörde für Strom und Gas (Cwape) hat in ihrer jüngsten Analyse der Strompreise errechnet, dass die durchschnittliche Rechnung für Strom um 122 € (+14,05 %) und für Gas um 193 € (+13,3 %) gestiegen sind.
Das hat mehrere Gründe:
Erstens haben die unerwarteten Stilllegungen unserer Kernkraftwerke im vergangenen Herbst das Risiko der Stromknappheit erhöht. Und die Nichtverfügbarkeit eines großen Teils der Nuklearanlagen treibt den Strompreis in die Höhe. Dieser Trend wird sich bestätigen, solange diese Reaktoren stillstehen.
Zweitens spiegelt sich der Anstieg der Gaspreise auf dem internationalen Markt im Strompreis wider. Diese werden zum Teil von Gasfeuerungsanlagen – insbesondere in Belgien – erzeugt.
Drittens geben gasbefeuerte Anlagen CO2aus und müssen eine CO2-Steuer zahlen, um diese Verschmutzung auszugleichen. Und der gestiegene Preis für die Kohlendioxidabgabe spiegelt sich auch im Strompreis wieder.
Was kann der Verbraucher tun?
Er muss die Entwicklung des Energiemarktes genau beobachten und einen Energieanbieter auswählen, der seinen Bedürfnissen entspricht und verschiedene Angebot miteinander vergleichen. Das kann man beispielsweise auf der Internetseite der Cwape tun: http://www.compacwape.be.