Seit der Corona-Pandemie haben viele das Radfahren wieder für sich entdeckt. Besonders Elektrofahrräder erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Aber leider hört man immer wieder, dass E-Bikes gefährlich sind. Die VSZ klärt auf.
Manche schrecken wegen der hohen Geschwindigkeit vor dem Kauf eines E-Bikes zurück. Aber sind E-Bikes tatsächlich gefährlicher als normale Fahrräder? Im Prinzip ist die Unfallgefahr für alle Fahrräder, die mit der gleichen Geschwindigkeit fahren, gleich groß. Die Risiken hängen vor allem von der Person ab, die das Rad fährt.
Bei einem Elektrofahrrad können Sie mit weniger Anstrengung höhere Geschwindigkeiten erreichen: bis zu 25 km/h mit einem E-Bike und bis zu 45 km/h mit einem Speed-Pedelec. Wenn der Radfahrer nicht an diese Geschwindigkeiten gewöhnt ist, kann dies zu gefährlichen Situationen führen.
Ein weiterer Punkt, den Sie nicht außer Acht lassen sollten, ist, dass E-Bikes im Allgemeinen deutlich schwerer sind als ein gewöhnliches Fahrrad und daher brauchen sie auch länger, um zum Stehen zu kommen, d. h. sie haben einen längeren Bremsweg. Durch ihr höheres Gewicht sind sie außerdem oft schwieriger zu manövrieren. Die eigentliche Gefahr hängt jedoch hauptsächlich vom Benutzer des Fahrrads ab.
Vor allem bei Senioren sind Elektrofahrräder sehr beliebt. Es ermöglicht ihnen, im fortgeschrittenen Alter längere Strecken zurückzulegen. Das bedeutet auch, dass sie als ungeschützte Verkehrsteilnehmer über einen längeren Zeitraum den Gefahren des Straßenverkehrs ausgesetzt sind.
Nach Angaben von VIAS, dem Institut für Verkehrssicherheit, verunglücken Senioren nicht häufiger mit einem Elektrofahrrad als jüngere Menschen, aber die Folgen sind oft viel schwerwiegender. Dies lässt sich damit erklären, dass über 65-Jährige altersbedingt eingeschränkte körperliche und kognitive Fähigkeiten haben. Die Gefahr geht also nicht unbedingt vom Fahrrad aus, sondern vielmehr von der Zielgruppe.
Das Risiko, bei einem Unfall mit einem nicht elektrisch betriebenen Fahrrad getötet zu werden, ist beispielsweise für Personen über 65 Jahre fast siebenmal höher als für jüngere Fahrer.
Wenn Personen nach einem Fahrradunfall ins Krankenhaus eingeliefert wurden, war in den meisten Fällen nur ein Fahrzeug, d. h. das eigene Fahrrad, in den Unfall verwickelt. Viele dieser Unfälle sind dabei auf Stürze beim Auf- oder Absteigen vom Fahrrad zurückzuführen (22 % aller Unfälle, an denen Senioren mit Elektrofahrrädern beteiligt waren). Da diese Art von Unfällen jedoch meist nicht von der Polizei aufgenommen werden, wird die Zahl dieser Unfälle stark unterschätzt.
Wie können Sie sich schützen?
Wie in jeder Verkehrssituation sollten Sie Ihre Geschwindigkeit den Umständen anpassen, vorausschauend fahren und defensiv agieren. Es ist auch wichtig, die Verkehrssituation so genau wie möglich einzuschätzen, denn andere Verkehrsteilnehmer sind sich vielleicht nicht bewusst, dass Sie mit einem E-Bike so schnell fahren können. Dies gilt umso mehr für Speed-Pedelecs. Für die Älteren unter uns ist es wichtig, die Tretunterstützung nicht zu hoch einzustellen, damit die Geschwindigkeit an die eigene Leistungsfähigkeit und Reaktionsfähigkeit angepasst ist.
Das Tragen eines Helms ist zwar nicht vorgeschrieben, aber ein guter Fahrradhelm ist der beste Schutz vor Kopfverletzungen. Laut einer Vias-Studie gibt jeder zweite Radfahrer zu, dass er beim Radfahren keinen Helm trägt. Dabei haben die meisten verunglückten Radfahrer, die ins Krankenhaus eingeliefert werden, Verletzungen im Bereich des Schädels (15 %). Dies gilt übrigens für alle Altersklassen. Studien belegen, dass die Zahl der Kopfverletzungen um 70% gesenkt werden könnte, wenn die Fahrradfahrer einen Helm trügen. Diese Zahlen sollten ausreichen, um auch Helmmuffel zu überzeugen!
Quelle: Test-Achats
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